Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger kamen am Samstag, 22. April 2023, zur Zukunftswerkstatt in den Gemeindesaal unterhalb der Johanneskirche am Nußberg. Die Kirchengemeinde hatte eingeladen, sich im Rahmen des Projekts „Kirche im Quartier“ daran zu beteiligen.
Die Umfrage
Zuvor waren über eine Postkartenaktion Menschen gefragt worden, wie sie sich eine lebenswerte Zukunft in den beiden Stadtteilen Nußberg und Gerlingsen vorstellen und was die Kirchengemeinde für sie tun kann. Bei der Werkstatt wurden die Ergebnisse vorgestellt. Es gab sowohl postalisch wie auch online eine Rückmeldung von rund 2%, was im Vergleich zu ähnlichen Umfragen ein gutes Ergebnis darstellt. Da die Gesamtschule am Nußberg in die Umfrage einbezogen wurde, gab es eine große Beteiligung junger Menschen (rund ein Drittel).
Viele der Befragten sind mit den Angeboten und Aktivitäten der Kirchengemeinde recht zufrieden, wenn da nicht das Problem der fehlenden Infrastruktur zwischen Gerlingsen und Nußberg wäre. Generell wird die Johannes-Gemeinde als sehr offen erlebt. Und eine Belebung des Ortlohn-Parks ist wünschenswert. Weitere Differenzierungen aus der Umfrage wurden den Teilnehmenden von Anja Buchholz und Dr. Judith Kuhn vom Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG) vorgestellt.
Ideen und Visionen für 2030
In drei Arbeitsgruppen (AG) wurden Ideen und Visionen für die Zukunft geäußert. In der AG 1 „Angebote für die Gemeinschaft“ wurden Beispiele für alle Altersgruppen genannt, vom Jugend-Café am Nußberg bis zur Hausaufgabenbetreuung, vom Spieleabend bis hin zum Repair-Café u.v.m. Was davon umgesetzt werden kann, hängt nicht nur vom „guten Willen“ ab, sondern auch davon, wer sich wo engagiert. Vielleicht hilft hier der Hinweis auf die in der AG 1 geäußerten Wünsche zur Kooperation.
In der AG 2 „Ideen für das freie Grundstück“ der Johannes-Gemeinde wurde vor allem der Bedarf nach senioren- bzw. familiengerechten und bezahlbaren Wohnungen angesprochen; ebenso eine Ausweitung der medizinischen Versorgung durch entsprechende Einrichtungen. Angesichts der gegenwärtigen zunehmend schlechter werdenden Entwicklung in der Baubranche und bei den Zinsen wird eine wichtige Rolle spielen, wie Fördermittel generiert werden können, um auch dem diakonischen Auftrag der Kirchengemeinde gerecht zu werden. Bei einer Begehung vor Ort stellte Mindemann die Planungen ausführlich vor. Der Bauplatz ist zur Zeit eine Schotterfläche, die als „Parkplatz“ dient. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich ein kleines bewaldetes Grundstück, das als Erfahrungsraum für eine Waldkindergartengruppe dienen soll. Selbstverständlich bleibt der Baumbestand stehen; schließlich ist die Kirchengemeinde dem Naturschutz verpflichtet.
In der AG 3 „Ideen für den Ortlohnpark“ wurden Outdoor-Aktivitäten genannt und die Bedeutung des Parks für den Stadtteil hervorgehoben. Ein Förderkreis, der finanziell wie strukturell unabhängig von der Kirchengemeinde ist, hat in der Zwischenzeit Gespräche mit der Eigentümerin, der Ev. Landeskirche von Westfalen, geführt, die zunächst versuchsweise eine Nutzung des Teehauses in Aussicht stellt. Der Förderkreis beabsichtigt, zeitnah eine Müllsammelaktion im Park durchzuführen.
Wie geht es für die Kirchengemeinde weiter?
Das Projektteam, zu dem neben Dr. Judith Kuhn und Anja Buchholz als Vertreterinnen des IKG auch Klaus Stinn und Christine Nothhaft als Ehrenamtliche sowie Ralf Gütting, Leiter der Stabsstelle Struktur und Entwicklung im Kreiskirchenamt, und Pfarrer Tom Mindemann gehören, wird die Ergebnisse der Umfrage und der Zukunftswerkstatt sondieren und einen Bericht dem Presbyterium vorlegen. Die Mitglieder des Presbyteriums, die fast vollzählig bei der Zukunftswerkstatt anwesend waren, werden abschließend entscheiden, mit Blick auf beide Stadtteile, wie Pfarrer Tom Mindemann den Auftrag der Gemeinde formulierte.
Kirche in den Mittelpunkt setzen
Im Gespräch betont Ralf Gütting die besondere Bedeutung der Kirchengemeinde als Mitgestalterin in den Stadtteilen. Städtebaulich geht es darum, die „Kirche in den Mittelpunkt zu setzen“ und sie nicht nur aber auch als Dritten Ort im Sozialraum zu verstehen, d.i., alles, was nicht arbeiten und wohnen ist. Anja Buchholz ergänzt mit einem Hinweis auf die Chance, „Begegnungspunkte zu schaffen für einen interkulturellen und interkonfessionellen Austausch“. Das berührt natürlich auch die räumlichen Gegebenheiten in der denkmalgeschützten Johanneskirche und dem Gemeindesaal mit den angrenzenden Räumen für Jugendarbeit etc. Das Johanneszentrum wird schon jetzt nicht nur von internen Gruppen, sondern auch von externen genutzt. Es ist nahezu ausgelastet, wie Pfarrer Tom Mindemann feststellt. Freie Kapazitäten sieht Mindemann für den Donnerstagabend. „Ein offenes Angebot, im Sinne eines Johannes-Forums“ kann sich Tom Mindemann gut vorstellen, um mit den vielen Ideen ins „machen zu kommen“.